Götzendämmerung. Post-fuck-tische Ergüsse Zum Zeitgeschehen
Politisches Theater - darf das wahr sein? Das Ensemble des ITZ im Zimmertheater wagt sich an ein richtig heißes Eisen. Wo liegt die Wahrheit in postfaktischen Zeiten? Erscheint sie auf der Bühne, in der Kunst? Regie führt Intendant und Autor Peer Ripberger, der sich in dieser Performance gemeinsam mit seinem Ensemble die Grenzen der Bühne vornimmt. Dazu bietet Ausstatterin Raissa Kankelfitz Kostüme und Bühnenbild mit reichlich Bühnenzauber, und durch die Kompositionen und Sounds von Max Kupi und Ariel William Orah klingt (nur noch) von Ferne Richard Wagner durch. Was ist möglich, wahr und wirklich im Gewölbe in der Bursagasse? Die Wirklichkeit ist nicht nur was für Erwachsene. Dieses Stück schon - FSK 16.
Worum gehts?
Die Wahrheiten und Gewissheiten haben ihre Zeit hinter sich. Mit ihrem Abgang klafft eine gigantische Wunde im sozialen Gefüge. Und so fühlen sich viele Menschen als Opfer, setzen ihr Vertrauen in „allmächtige Männer“, die sich selbst wie Götter inszenieren und Besitzstandswahrung versprechen: Alte Privilegien sollen wiederhergestellt werden - um jeden Preis.
In „Götzendämmerung“ kämpfen vereinzelte Individuen um einen eigenen Standpunkt und suchen vergeblich im Unzeitgemäßen nordischer Mythen, Richard Wagners und Friedrich Nietzsches nach Stützen. Sie loten aus, wann sie selbst welcher Wahrheit verpflichtet sind und versuchen den neuen Götzen auf Augenhöhe zu begegnen. Ihre Wut, ihre Verzweiflung, ihre Sehnsüchte ergießen sich in immer neuen Tiraden auf die Bühne, bilden einen vor Zynismus triefenden Boden, auf dem ihnen nicht viel mehr übrig bleibt, als ihre eigenen Körper tanzend gegen die Wirklichkeit zu stellen.
GEA, Thomas Morawitzky
„Mit Hilfe der bewussten Irritation, das Stück, die Zuschauer, und überhaupt alles gewissermaßen in einen Darkroom zu verlegen, möchte Intendant und Autor Peer Ripberger (auch Regie) so schwere Klopse wie Wahrheit, Aufklärung und politisches Theater angehen und die pornodurchsetzte spätkapitalistische Realität auf der Bühne überbieten. (...) Was für die Figuren Sex und Gender ist, ist nicht ohne weiteres zuzuordnen und kann sich während der Aufführung immer wieder wandeln. Das ist ein progressiver Zug, der sich durchhält.“
Schwäbisches Tagblatt, Dorothee Hermann