Wie ein zarter Schillerfalter - Interview
Ein neuer Audiowalk im ITZ!
Nur fünf Vorstellungen der Inszenierung „Wie ein zarter Schillerfalter“ spielten im Herbst 2020 im Löwen - dann musste der Spielbetrieb erneut coronabedingt eingestellt werden. Die Wiederaufnahme ist nun zugleich die Überführung in eine völlig neue Form, denn der „Schillerfalter“ kehrt als Audiowalk zurück! Wie das geht, darüber spricht Autor und Regisseur Peer Mia Ripberger mit Dramaturgin Jana Gmelin.
„Wie ein zarter Schillerfalter“ erzählt von der Protagonistin Sarah - eine Figur, die jedoch von verschiedenen Schauspieler*innen des ITZ-Ensembles gesprochen wird. Worum genau geht es inhaltlich? Was können wir erwarten?
Das Ensemble nimmt uns mit in die Gedankenwelt der Hauptfigur, der es von außen betrachtet eigentlich gut gehen müsste: ein guter Job, eine feste Beziehung, etc. Und dennoch sind die Gedanken Sarahs von Ängsten dominiert. Sie findet keinen Ausweg aus ihren Gedankenspiralen, in denen verschiedene Themen umeinander kreisen und jede Ordnung, die sie immer wieder versucht herzustellen, durch neue Gedanken durcheinander gebracht wird. Uns geht es in dieser Produktion darum, solche Angstzustände erfahrbar zu machen - um zu enttabuisieren und zu zeigen, dass man damit meist nicht allein ist! Uns war es wichtig, nicht auf einer diskursiven, theoretischen Ebene darüber zu sprechen, sondern das Publikum über Musik und sprachliche Bilder sozusagen in den Kopf der Figur einzuladen - daher auch die Aufteilung auf verschiedene Stimmen.
Das Stück wurde ursprünglich für die Bühne geschrieben. Nun habt Ihr den Text zu einem Audiowalk umgearbeitet. Was bedeutet das für den Originaltext?
Ich habe stark in den Text eingegriffen und zum Teil ganze Szenen gestrichen und andere neu geschrieben. Auch die Reihenfolge der einzelnen Passagen konnten wir nicht einfach übernehmen, da das Textkonstrukt teilweise in seinem Rhythmus an den Weg, den das Publikum zurücklegen wird, angepasst werden musste. Außerdem haben manche Anschlüsse oder Brüche, die auf der Bühne beispielsweise durch die Gestik der Schauspieler*innen kontextualisiert werden konnten, in einer reinen Audio-Produktion nicht funktioniert. Da entstanden hin und wieder Logiklöcher oder Wiederholungen, die fast langweilig waren. So haben sich am Ende aber sogar neue Bezüge und Verweise hergestellt, die es auf der Bühne in der Form gar nicht gab! Das Erlebnis ist nun ein völlig neues, was ich sehr spannend finde.
Nach „Freund Hein“ und „Olfaktoria“ ist das der dritte Audiowalk des ITZ. Was findest du an dem Format interessant?
Ich bin leidenschaftlicher Spaziergänger. Beim Gehen kann ich extrem gut nachdenken - anders als beispielsweise am Schreibtisch. Das Format Audiowalk nimmt mich immer mit auf eine Reise in eine andere Welt, gibt mir aber gleichzeitig die Möglichkeit, selbst zu denken und zu imaginieren. Diese Kombination gefällt mir sehr gut. Ich denke, diese Vorliebe für das Gehen sowohl zum Zeitvertreib, als auch um gedanklich an Problemen weiterzukommen, hat diese Inszenierung sehr geprägt. Und das wird den dritten Audiowalk des ITZ auch deutlich von den bisherigen unterscheiden, denn der Schwerpunkt ist ein sehr anderer.
Der Audiowalk führt die Zuhörer*innen diesmal nicht durch die Altstadt, sondern eher ins Grüne. Nach welchen Kriterien habt Ihr den Weg ausgewählt?
Mir ging es in erster Linie um den Weg, den man zurück legt. Ich wollte eine Route, bei der das Gehen im Vordergrund steht und nicht so sehr die Orte, zu denen man kommt. Die Rhythmen der Texte und der Musik laden sehr zu dieser Bewegung ein. Gleichzeitig brauchte es einen Weg, der zwar im Kontrast zu den sprachlichen Bildern und Atmosphären des Stückes steht, aber diese nicht mit zu viel Hektik verschüttet. So kommt es zu einer viel weniger aufwendigen Strecke, als bei unseren ersten Audiowalks, die das Publikum aber hoffentlich genauso gerne geht!