Liebe in Zeiten der Schichtarbeit

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Ankündigungsinterview zur Uraufführung von "Liebe in Zeiten der Schichtarbeit"

Die erste Premiere am ITZ in dieser Spielzeit: Über das Arbeiten, Lieben und die Distanz

 

Am 24. September 2022 eröffnet das ITZ seine neue Spielzeit mit der Dokumentartheaterproduktion „Liebe in Zeiten der Schichtarbeit“ der Regisseurin Magz Barrawasser. Dramaturgin Jana Gmelin stellte ihr vorab einige Fragen. 

 

„Liebe in Zeiten der Schichtarbeit“ - ist der Titel Programm bei deiner Inszenierung? Worum geht es?

Gemeinsam mit dem ganzen ITZ-Ensemble erforschen wir wahre Geschichten nach den Tricks und Tücken, die unsere Beziehungen zwischen Dienstplan und Romantik prägen - wie funktioniert die Liebe unter Abwesenden in den Lücken, die die Arbeit lässt? 

 

Das Stück „Liebe in Zeiten der Schichtarbeit“ basiert auf einem Radio-Feature. Wie hast du den Stoff gefunden und wie begann deine Auseinandersetzung damit?

Ich hab das Feature 2019 durch Zufall im Deutschlandfunk gehört - es ging um ein in Schichtarbeit beschäftigtes Paar in der ehemaligen DDR, das immer über ein Notizbuch miteinander kommunizierte, da sie sich kaum zu Gesicht bekamen. Mich hat fasziniert, wie die beiden Menschen aus Leipzig ganz eigene Rituale und Kommunikationsformen miteinander entwickelt haben, um sich trotz räumlicher Trennung nah zu sein. Ich hatte Lust zu erforschen, ob das auch in anderen Beziehungen passiert, die sehr durch entgegengesetzte Arbeitszeiten eingeschränkt sind.

 

Für das Bühnenstück habt Ihr aber auch mit weiterem dokumentarischen Material gearbeitet.

 

Zusammen mit den Autoren des Features, Manuel Waltz und Marcel Raabe, haben wir uns auf die Suche gemacht und viele Menschen getroffen, die uns ihre ganz persönlichen Beziehungsgeschichten geschenkt haben. Bei der Recherche haben wir überlegt für welche Berufsgruppen es typisch ist, zu ungewöhnlichen Zeiten zu arbeiten und haben Interviews geführt, um einen konkreten Einblick in das Leben und Lieben von verschiedenen Menschen zu bekommen. Theatermenschen haben ja durchaus auch ungewöhnliche Arbeitszeiten und sind daran gewöhnt, Ortswechsel für ihren Beruf in Kauf zu nehmen. Wir konnten also an viele Erlebnisse selbst gut anknüpfen, wollten aber die Erfahrungswelten, aus denen wir berichten, natürlich erweitern. Wir wollten erforschen, wie Kommunikation und kleine Rituale den starren Vorgaben eines Schichtplans ein Schnippchen schlagen können.

 

Was ist das besondere an einer Theaterproduktion, die sich mit „echten“ Geschichten und Menschen auseinandersetzt?

 

Wir haben viel darüber gesprochen, welche Verantwortung wir für die Darstellung der Geschichten haben. Wir haben versucht, das uns Erzählte gut weiter zu erzählen und eine angemessene Mischung aus Repräsentation und Fiktion zu finden. Wir haben die echten Menschen hinter den Geschichten zwar anonymisiert, aber wollen trotzdem ihre Weltsicht und Erlebnisse passend wieder geben. Das ist eine spannende Herausforderung, die man bei der Arbeit mit rein fiktiven Figuren nicht hat. 

 

Dies ist deine erste Arbeit am ITZ. Wie hast du die Zusammenarbeit mit dem Haus und dem in Teilen neuen Ensemble erlebt?

I love it! Die Stimmung im ITZ ist herzlich und sehr wertschätzend. Alle haben Lust, ihren Anteil zum Gelingen der Produktion beizutragen und gemeinsam eine tolle Inszenierung entstehen zu lassen. Das Ensemble ist sehr schnell zusammengewachsen und wir konnten sehr gut in den Gesprächen und der szenischen Probenarbeit das beste aus unseren jeweiligen Expertisen zusammenfügen. Auch wenn die Zeit knapp wurde und wir für das Stück in Diskussionen unterschiedlicher Meinungen waren, sind wir trotzdem am Ende der Probe immer zwischenmenschlich gut auseinander gegangen. Vielleicht haben wir uns da ein bisschen was von unseren Figuren abgucken können. 

  

Premiere 24. September 2022 im Löwen, 20 Uhr

Anschließend Spielzeiteröffnungs- und Premierenparty im Zimmertheater in der Bursagasse! Premierengäste erhalten freien Eintritt. 

 

Weitere Termine 1./6./7.*/13./15. Oktober 2022, 14./20./21.*/26. Januar und 2./3./9./11./16./17. Februar 2023
(*Nachgespräch im Anschluss)

Immer um 20 Uhr, Einführung 19.40 Uhr

Ort Löwen