Im Antlitz der Maschinen - Ankündigungsinterview

Ein Filmabend im Theater? - Sicherlich nicht!  Das ITZ präsentiert das gesamte Ensemble in einer Neuinszenierung von „Im Antlitz der Maschinen“. Am 8. April feiert dieser komödiantische Abend im Gewölbe des Zimmertheaters Premiere und läutet den Neustart der Theatersaison ein.

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„Im Antlitz der Maschinen“ könnte eine Geschichte über einen ganz normalen Abend unter „Freunden“ sein - jeder pandemischen Verwicklung vollkommen unverdächtig.  Denn: das mediale Kammerspiel wurde unmittelbar vor dem ersten Lockdown zur Uraufführung gebracht. Jetzt kommt der Abend in rundum Neubesetzung mit dem kompletten Ensemble wieder auf den Spielplan. 

 

Neben Häppchen und Wein gibt es an diesem Abend so manch einen Überraschungsbesuch - doch je später es wird, desto mehr geraten die fünf Figuren, gespielt von Anaela Dörre, Lisette Holdack, Seraina Löschau, Roman Pertl und Morris Weckherlin aneinander. Die Inszenierung von Autor und Regisseur Peer Mia Ripberger hinterfragt das Verhältnis zwischen digitalem Selbstbild und realem Ich. Eine mediale Rahmung mit Animationen von Katarina Eckold kommentiert das theatrale Spiel mit Elementen aus dem Mythos von Narziss und Echo.

 

Dramaturg Ilja Mirsky stellte vorab ein paar Fragen an Intendant Peer Mia Ripberger zu dieser Neuinszenierung.

 

Das ITZ beschäftigt sich schon seit seiner Begründung mit Fragen und Zukunftsentwürfen rund um das Thema Digitalisierung. Was erwartet die Besucher:innen bei dieser Produktion, die im Frühjahr 2020 nach fünf sehr erfolgreichen Aufführungen durch den Ausbruch der Pandemie beendet wurde?

 

Als wir vor über zwei Jahren mit der Erarbeitung des Stücks begonnen hatten, interessierte uns, wie sich unsere Selbstbilder angesichts des Selbstoptimierungsgebots verändern. Was macht das mit unseren sozialen Beziehungen, mit unseren Freundschaften und Partnerschaften? Dafür haben wir 5 Figuren gefunden, die voll und ganz im digitalen Zeitalter angekommen sind, mit allem was dazu gehört. Charaktere, wie wir sie aus unseren Umfeldern kennen: Leute die Fitnesstracker benutzen, die auf Dating-Plattformen zu Hause sind, die Storys in den sozialen Medien posten, die den Urlaub als Möglichkeit perfekter Selfies sehen. Selfiemenschen. Nach zwei Jahren Pandemie und unzähligen Stunden in Zoom-Meetings, bin ich mir sicher, dass sich die Zuschauer:innen sehr gut wiederfinden und Parallelen zu eigenen Erfahrungen ziehen. Was ist die perfekte Kameraeinstellung? Benutze ich einen Videofilter oder ersetzte ich den Hintergrund im Video durch eine idyllische Insellandschaft? Wie soll mein digitales Ich wirken, wie optimiere ich mein digitales Bild? All dies sind Fragen und Themen, die auch an dem Abend auf der Bühne von echten, analogen Schauspieler:innen thematisiert werden.

 

In der Inszenierung begeben wir uns als Zuschauer:innen in das Wohnzimmer von Anna und Moritz. Wir erleben ein dialogisches Figurenspiel auf der Bühne, also eine traditionelle Form des Schauspiels. Wie steht die Form und der Inhalt dieses Abends in Beziehung zueinander? 

 

Thematisch beschäftigt sich der Abend mit Narzissmus und mit der Frage, ob die digitalen Medien ein loderndes narzisstisches Inferno verursacht haben, oder ob sie nur Öl in ein ohnehin schon immer brennendes Feuer gegossen haben. Das Szenario ist also so etwas wie eine sozialpsychologische Versuchsanordnung. Für dieses Thema erschien es mir stimmig 5 Figuren zu zeichnen, die sich dialogisch an sich selbst und an der Situation, in die sie hineingeworfen wurden, abarbeiten. Bei dieser Inszenierung haben wir 5 großartige Schauspieler:innen, auf deren Zusammenspiel wir uns einlassen können. Es wird aber kein Kammerspiel im klassischen Sinne. Eher ein mediales Kammerspiel, mit kontemplativen literarischen Zwischenspielen, originellen Animationen und einer aufwändigen Videolösung, durch die auch die Außenwelt mit dem Geschehen auf der Bühne verwoben wird.

 

Hier geht es zu den Tickets für "Im Antlitz der Maschinen".

 

Eines Tages klingelte wieder das Telefon. ich nahm den Hörer ab und sagte nichts. ‚Ich habe das perfekte Bild gefunden! Du musst schnell zu mir kommen, damit ich dir meine Entdeckung zeigen kann,‘ forderte Narzissus mich auf. ich hatte mich noch nicht vollständig in mich selbst verwandelt, aber ich ahnte, dass es wichtig war, zu ihm zu gehen. Er brachte mich an einen See und forderte mich auf, hineinzusehen. Die Wasseroberfläche zeigte mich, wie mein Badezimmerspiegel mich gezeigt hatte: unvollständig geschminkt. ich war an diesem Tag noch nicht vollständig ich selbst geworden. Narzissus blickte verzückt auf das Wasser. Seine Augen starr auf sein Spiegelbild gerichtet.

Textauszug aus im Antlitz der Maschinen von Peer Mia Ripberger

 

Premiere: Freitag, 8. April, 20 Uhr

Ort: Zimmertheater

Weitere Termine: 14.*/29. April, 6./13./21./26. Mai, 3./9./17./24. Juni und 2. Juli 

Einführung im Foyer zu jeder Vorstellung um 19:40 Uhr, * Nachgespräch im Anschluss an die Vorstellung