Ohne Schubert würde es uns nicht geben!

Ankündigungsinterview zur Tübingen-Premiere von „du hast es so gewollt - Franz Schubert reimagined“

Musiktheater im ITZ - OMG Schubert sind zurück und widmen sich auf besondere Art und Weise den Werken Franz Schuberts. Wie man sich das vorstellen kann, erklären sie hier. Die Fragen stellte ihnen Dramaturgin Marleen Wengorz.

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OMG Schubert sind Konstantin Dupelius und Justus Wilcken, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Lied und das Lied-Duo kompositorisch und performativ neu zu denken und zu interpretieren. Als Multiinstrumentalisten, Sänger, Schauspieler und Komponisten wirken sie u.a. bei den Salzburger Festspielen, am Theater Freiburg, Staatstheater Hannover, Schauspielhaus Düsseldorf und Schauspiel Stuttgart. 

Ihr habt euch ja in eueren bisherigen Arbeiten bereits mit so einigen bekannten klassischen Künstlern beschäftigt, darunter Beethoven, Hölderlin und Wagner. Warum jetzt ausgerechnet Schubert und was findet ihr so spannend an ihm?

Justus: Ohne Schubert würde es unser Duo OMG Schubert nicht geben.

Konstantin: Wir sind beide riesige Schubert-Liebhaber! Und so haben wir uns 2018 durch Zufall und durch unsere große Liebe zu Schubert zusammengefunden und die Idee entwickelt, einen Schubert-Liederabend zu gestalten und so unser Duo gegründet! Nun bringen wir unseren allerersten Liederabend aufgefrischt mit ein paar neuen Ideen zurück auf die Bühne - nach 4 Jahren Pause! - und zum allerersten Mal auch nach Tübingen!

Justus: Für uns ist Schubert, gerade im Bezug auf das Lied, ein absolut zeitloser Komponist. Das liegt aber eben auch daran das er im Gegensatz zu vielen Kolleg*innen zeitlose Texte vertont hat. Gerade Wilhelm Müller hatte ein Händchen dafür, mehr über das Menschsein zu schreiben, als über die Zeit, in der er lebte. Schubert hat diese Idee in seinen Vertonungen meines Erachtens fortgeführt.

Wie funktioniert eigentlich ein zeitgenössischer Zugriff auf Schubert und wie seid ihr bei der Arbeit vorgegangen?

Konstantin: Wie immer war für uns das Lustprinzip ausschlaggebend. Wir haben uns einen Tag lang hingesetzt und uns durch die hunderte von Schubert Lieder gewühlt, gehört, gespielt … und dabei ist uns regelmäßig die Kinnlade runtergefallen aufgrund der Wucht und Gefühlsintensität einiger Lieder. Am Ende haben wir die Lieder zusammen getragen, die uns am meisten den Bauch umgedreht haben, und die auch heute noch musikalisch und inhaltlich relevant sein können.

Dann haben wir uns mit unseren Instrumenten zusammengesetzt, zunächst alle Stücke klassisch gespielt und dann nach und nach Synthesizer und E-Gitarre hinzugefügt, bis wir zu jedem Schubert Lied einen Jam und schließlich ein neues Arrangement entwickelten. Teils geht es sehr weit weg vom Original, teils sind wir näher drangeblieben, aber immer mit einer unverkennbaren OMG Schubert Tonsprache.

Justus: Es hat sich damals wie ein enormer Befreiungsschlag angefühlt. Wir kommen ja beide aus der Klassik. Als Konstantin und ich uns kennenlernten, war ich gerade noch Schüler in der Lied-Klasse von Wolfram Rieger. Sich dann in einem Kontext diesen Kompositionen zuzuwenden, der über die Möglichkeiten der klassischen Interpretation hinaus geht, war einfach ein Glücksgefühl. 

Dieses Projekt war eure erste Zusammenarbeit mit mit dem Videokünstler Wilhelm Rinke, was erwartet uns da auf der Bühne?

Justus: Wilhelm verhält sich visuell zu unseren Kompositionen und so entsteht hoffentlich ein Gesamtkunstwerk welche mit Augen und Ohren aufgesogen werden kann.

Konstantin: Uns erwartet ein musikalischer Sog hinein in die Schönheit und auch Abgründe Schubertscher Lieder in neuem Sound und visualisiert. Auf der Bühne sind 2 Leinwände und 2 Bildschirme, die das Textgeschehen reimaginieren und weiterspinnen, genauso wie es unsere elektronischen und Pop-Arrangements mit den Klassik-Liedern tun. 

Was steht als nächstes für euch an? Mit welchen anderen Künstler*innen hättet ihr Lust, euch mal in einer zukünftigen Arbeit zu beschäftigen?

Konstantin & Justus: Momentan eine sehr schwierige Frage. Zunächst betreuen wir „Im Taumel des Zorns“ hier am ITZ noch zu Ende. An der Lust und Ideen, neue Programme zu entwickeln, mangelt es uns nicht. Die finanzielle Situation in Deutschland verdüstert sich aber leider gerade, die Fördertöpfe sind leer. Seit dem Auslaufen von Neustart Kultur gibt es eine krasse Ungleichgewicht zwischen den Ideen freier Künstler*innen und den Fördermöglichkeiten. Wie und wann es ein neues OMG Schubert Programm geben wird, steht momentan in den Sternen. Was wir aber weiterhin tun, ist, unsere nun 5 Programme auf Deutschlands Bühnen spielen und wer weiß, vielleicht gibts auch in der kommenden Spielzeit im ITZ wieder Musik von uns zu einem der Spielplan-Stücke.

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