Ein Apothekenfest beginnt - Interview
Am 18. November 2023 feiert die langersehnte zweite Episode von „Im Taumel des Zorns“ am ITZ Premiere. Mit dem Titel „Und jetzt ein allererstes Fest“, geschrieben von Caspar-Maria Russo und inszeniert von Magz Barrawasser, setzt Episode 2 dort an, wo Episode 1 endete. Nach dem Einbruch, der zur Geiselnahme wird, gilt es jetzt, die Gruppendynamik zu sortieren und Kontakt zur Öffentlichkeit herzustellen. Über die Besonderheit und die Herausforderungen der zweiten Episode sprach Dramaturgin Marleen Wengorz mit dem Autor und der Regisseurin.
Die zweite Episode beginnt dort, wo die erste Episode aufhört: Nach dem Schreck der ersten Stunden schmieden die drei Geiselnehmer*innen einen Plan für das weitere Vorgehen. Wie habt ihr es geschafft, euren eigenen Zugriff auf die Thematik und die Inhalte zu entwickeln?
Caspar-Maria Russo (CMR): Ich habe die erste Episode ziemlich oft durchgearbeitet und gelesen in ihren unterschiedlichen Arbeitsstufen. Dann war es ziemlich einfach: Ein Puzzleteil schreiben, das halbwegs unholprig andockt. Über Thematik und Inhalt der Serie, angefangen bei dem Einbruch bis hin zu einer Geiselnahme und allem, was daraus im Laufe der Geschichte folgt, den unterschiedlichen Charakteren, Figurenkonstellationen und Perspektiven auf die Geschichte habe ich ganz viel mit den Beteiligten und dem Team des ITZ gesprochen, da haben mir alle sehr geholfen.
Magz Barrawasser (MB): Ich habe mich in die Gesamtstruktur aller Episoden eingelesen, dann versucht, alles wieder zu vergessen, um damit sozusagen gut informiert, aber nicht voreingenommen, herauszufinden, was mich an unserer Episode am meisten reizt. Mir macht es Spaß, Figuren und ihre Konstellationen sehr menschlich zu durchdenken, ihren Hoffnungen, Motiven und vielleicht auch ihren Verletzungen auf die Schliche zu kommen.
Vor welchen Herausforderungen standet ihr bei eurer Arbeit?
CMR: Einen Ton und die Figuren für die Episode zu finden. Die Herausforderung war, Figuren, die in Episode 1 sprechen, einerseits weiterzuschreiben, andererseits anders sprechen zu lassen. Das ist ja das Großartige an diesem ganzen Projekt: 7 Regie-Schreib-Teams.
MB: Die Gesamtgeschichte ist sehr vielschichtig und es war manchmal nicht einfach abzuwägen: Was darf in Episode 2 schon verraten werden? Was muss erwähnt werden, um z.B. eine Handlung in einer späteren Episode logisch vorzubereiten?
Und da sich das Ensemble ja schon viel länger als ich mit der Ausarbeitung der Geschichte befasst, musste ich ganz schön viele Fragen stellen. Meistens ist das beim Inszenieren andersrum. Wir haben uns da aber gut zusammen durch den Logikdschungel gekämpft, haben gemeinsam die Figuren erforscht und Fährten gelegt, manche richtig, manche falsch - wir wollen es ja auch dem Publikum nicht zu einfach machen.
Jede Episode wird aus der Sicht einer anderen Figur erzählt. Dieses Mal ist Journalist Enno an der Reihe. Was macht es mit der Geschichte, sie aus der Perspektive einer Figur zu schreiben und zu inszenieren?
MB: Für mich war es hilfreich, weil wir uns dadurch bei den vielen Verstrickungen der Figuren immer wieder auf einen roten Faden berufen können: Wer führt die Handlung oder versucht es zumindest? Auch für das Ausarbeiten der anderen Figuren war es gut immer wieder zu wissen, dass die Charaktere zwar alle eigenständig denken und handeln, aber das, was wir nach außen zeigen, ist Ennos Blick auf die anderen Figuren.
CMR: Ich mag frontales Erzähltheater nicht, ich bin auch einfach unfähig, so zu schreiben. Und wenn aus den Augen einer Figur erzählt wird, dann ist das erstmal naheliegend, ein Theater zu schreiben, das sehr narrativ ist. Ich finde es viel aufregender, wenn die Figur, die erzählt, sehr ‚privat‘ erwischt wird, nämlich beim Denken. Und so habe ich das in diesem Fall jetzt, also in diesem Stück gelöst. Ich frage mich bis heute, ob ich das überhaupt geschafft habe. I don’t know. Als ich Episode 1 gelesen habe, war alles voll mit der Figur Ove. Wie denkt aber sein Partner Enno? Beim Schreiben konnte ich ganz viel probieren, weil Denken ja sehr abgehackt und reparierend funktioniert. Wir haben einen Satz, den wir denken, und kürzen ihn, weil ein neuer Gedanke kommt.
Worauf dürfen sich die Zuschauer*innen in dieser Episode besonders freuen und dürft ihr schon verraten, wie es weitergeht?
CMR: In dieser Folge kommt die Polizei. Schonmal super im Tatortland Deutschland. Und irgendwann wird die Frage gestellt, wer ist hier eigentlich wirklich Geiselnehmer*in? Die Figuren fangen an, einander zu misstrauen.
MB: In Episode 2 ergründen wir das psychologische Unterholz der Figuren: wer was wo mit wem und warum? Wir geben zwar nicht auf alles eine Antwort, aber wir bieten jede Menge Stoff zum Mutmaßen und Verdächtigen. Ich verrate natürlich noch nichts, aber ich gebe Cliffhanger-Garantie.
Mehr Informationen zu "EPISODE 2 - Und jetzt ein allererstes Fest" gibt es hier.